Meine Seele

Meine Seele versuchte zu fliegen
und fiel aus dem Nest wie ein Vogel
aus dem Nest ihrer Träume auf den harten Asphalt
auf den harten Boden der Welt wie sie ist.
Ungeschützt frierend und hungrig hüpft sie umher
und piepst wie die Kehle es hergibt
nach dir nach der Mutter dem Vater:
Streck deine Hand mir entgegen
dann hüpf ich vertrauend hinein –
ganz gleich wie groß sie auch sein mag

Meine Hand ist die Welt und du bist längst in ihr
Ich halte dich wohl und geborgen
auch wenn der Sturm um dich tobt
auch wenn das Feuer dein Nest frisst
und du fliehst vor dem Grauen der Angst
wenn du fliehst vor dem Hohn deiner Feinde
vor dem lächelnden Spott deiner Freunde
vor dem sorgenden Blick deiner Mutter
wenn du fliehst vor deinen Gedanken
vor deinem Kleinmut den Ängsten
vor der Furcht zu Versagen vor all deinem Scheitern
und wahren Verlangen
vor der unausweichlichen Echtheit
deines eigenen Seins

Meine Hand ist die Welt und du bist längst in ihr –
eingeschrieben seit Zeiten und unauflöslich verbunden
mit allen Geschöpfen und mir
Denn dein Atem ist meiner deine Speise bin ich
ich bin der Schlag deines Herzens
bin das Blut deines Lebens
dein Anfang und Ziel
In mir ist alles geborgen
und da in mir alles ist
und ich mit allem in dir bin
ist alles in dir durch mich
und du bist mit allem verbunden
Glaube, dann wachsen dir Flügel
und deine Seele erhebt sich
vom grauen Asphalt dieser Welt
und bringt ihre Farben zum Leuchten
für dich deinen Nächsten und mich.