Das Grab ist leer

Ich saß am Grab und weinte.
Du warst fort und ich fand dich nicht.
Wie sollte ich dich, das Leben,
denn bei den Toten auch finden?
Doch das begriff ich noch nicht.

Dann suchte ich dich im Garten,
tief drinnen in meinem Herz,
wo ständig neu Liebe wächst.
Dort standest du vor mir,
doch erkannt‘ ich dich nicht.
Ich hatte dich so nicht erwartet,
so dacht‘ ich du seiest der Gärtner
– und bist du es denn nicht auch?

Doch dann in mir deine Stimme,
wie du mich beim Namen riefst:
„Maria“
Rabbuni – Geliebter,
nun weiß ich, du lebst,
tief drinnen in meinem Herzen,
du lebst und bist mir ganz nah.

Und doch muss ich dich wieder lassen,
darf nicht Genüge dran finden,
dich nur im Herzen zu spüren,
muss es den anderen erzählen
trotz meiner Angst vor Spott:
Du schickst uns nach Galiläa,
ins lärmende Leben hinein,
mitten in unseren Alltag,
mit all seiner Mühe und Pflicht,
wo du – zum Vater gegangen –
mit ihm alles durchdringst
und so in allem zugegen
dich von uns finden lässt.